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Eindrücke vom "Vision Summit" in Berlin ("Social Business – Just try it"):

  • Über 700 Yunus-Fans im Audimax des Berliner Henry-Ford-Baus und hochkarätige Gäste (Muhammad Yunus inklusive). Ein überwältigendes Programm, dass das Genisis-Institut innerhalb weniger Monate auf die Beine gestellt hat.
  • Applaus für das Engagement einer 25-jährigen Hochschulabsolventin, die armen Kindern in Togo zu einer eigenen Schule verholfen hat. Spendenfinanziert.
  • Ein Ashoka-Fellow mit kreativen Ansätzen zur Förderung und Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und herrlich komödiantischem Talent (Murat Vural, IBFS e.V. ). Ein inspirierender "Social Entrepreneur".
  • Ein 68-jähriger Friedensnobelpreisträger, der nicht müde wird seine Vision von der unternehmerischen Überwindung der Armut zu verbreiten. Denn wenn die Menschen auf den Mond fliegen wollen, dann machen sie es. Und wenn sie die Armut besiegen wollen, dann schaffen sie das auch, so Yunus.
  • Ein tolles Forum für Netzwerker. Das Ergebnis: Zahlreiche Visitenkarten und neue Kontakte zu Menschen, die ihr "Business Know-How" sinnvoll zur Lösung gesellschaftlicher Probleme einbringen wollen.
  • Ein Allianz -Vertreter, bei dem das Mikro trotz vielversprechender Aussagen über Mikroversicherungen in Indien zuerst streiken will. Ein kurzer Beitrag, der zeigt, dass sich auch gewinnorientierte Konzerne ernsthaft mit der Idee des "Social Business" auseinandersetzen.
  • Zwei Marketingmitarbeiter eines großen deutschen Automobilbauers, die froh sind beim Vision Summit "viel positive Energie" zu tanken.
  • Eine Ashoka -Vertreterin, die unmissverständlich erklärt, dass "Social Business" kein Allheilmittel für die Probleme dieser Welt sein kann, sondern nur eine "Unterkategorie von Social Entrepreneurship" ist. Eine Methode, keine Geheimwaffe.
  • Ein österreichischer Professor, der sich selbst als "zuckerfreien G-Punkt-Stimulator" tituliert, und damit einen weiblichen Lachkrampf im Hörsaal A der Freien Universität auslöst. Dabei steht das "G" nur für "genug".
  • Entrüstete Blicke im Audimax bei der Frage eines Teilnehmers nach "echten Social Business-Beispielen" jenseits der Grameen-Familie (Grameen-Danone Ltd., Grameen-Veolia Ltd., etc.).
  • Eine Geschäftsfrau mit innovativen Ideen im Online-Bereich. Ihr Internetportal für strategischen Konsum (www.utopia.de ) zeigt, wie sich auch mit Nachhaltigkeit Geld verdienen lässt.
  • Eine Fotoausstellung zur Würde der armen Menschen in Bangladesch.
  • Ein Unternehmensberater, der "vor lauter Gutmenschentum", fluchtartig das Feld räumen will. "Diese Veranstaltung ist mir echt zu esoterisch!"
  • Ein Danone -Vertreter, der sich die betriebswirtschaftliche Auseinandersetzung mit "Social Business" wünscht. "Social Business ist ein plakativer Begriff. Aber was bedeutet diese Idee in der Praxis? Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen bei dem Versuch innovative Lösungen für die Armen in Entwicklungsländern zu finden?"
  • Zwei junge Studentinnen, die erkennen, dass sie Pioniere in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit "Social Business" sind.
  • Ein Geschäftsführer der Andheri-Hilfe , der mit seinen Aussagen über den Vertrieb von Solaranlagen in Indien und Bangladesch, den Markt, seine Kunden und den Kapitalbedarf vielen Teilnehmern die "Social Business"-Idee begreiflicher macht.
  • Ein Lehrer auf der Suche nach einem Finanzierungsmodell für die schulische Kantine, der erkennt, dass die Diskussion um "Social Business" ihm noch keine Patentrezepte liefern kann.
  • Leidenschaftliche Debatten beim Kaffee: Wer entscheidet eigentlich was sozial ist? Inwieweit kann "Social Business" wirklich mehr sein als ein Instrument zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern? Welche Perspektiven hat die "Social Business"-Idee in Deutschland?
  • Fazit: Zwei Tage mit philanthropisch motiverten Menschen, die beim nächsten "Vision Summit" sicher wieder dabei sind. Doch die "Business"-Komponente beim "Social Business" ist für viele dieser Philanthropen offenbar (noch) zweitrangig. Was bislang fehlt, sind greifbare Praxisbeispiele. Woran es noch hapert, ist die unmissverständliche Kommunikation des "Social Business"-Konzepts in Abgrenzung zu Begriffen wie "Social Entrepreneurship" und Philanthropie.

2 Comments

  1. „…Was bislang fehlt, sind greifbare Praxisbeispiele. Woran es noch hapert, ist die unmissverständliche Kommunikation des „Social Business“-Konzepts in Abgrenzung zu Begriffen wie „Social Entrepreneurship“ und Philanthropie….“

    Eigentlich schade, dass dieses Verständnis noch fehlt, denn schon ein Blick auf das deutsche Steuerrecht zur Behandlung von gemeinnützigen Vereinen verhilft m.E. zum besseren Verständnis. Ein „social business“ ist doch im Grunde nichts anderes als ein Zweckbetrieb, der dem gemeinnützigen Zweck verplichtet bleibt und die Überschüsse zur Verfolgung seiner jeweiligen Bestimmung verwendet. Diese Figur gibt es seit ewigen Zeiten und wurde auch vielfach für die Kleingewerbeförderung in der Entwicklungszusammenarbeit mit mehr oder weniger Erfolg angewandt.

    Kleiner Unterschied, sozusagen die Innovation beim social business Ansatz nach Yunus, der Investor (Stifter oder donor) des Vereins bzw. der Unternehmung begleitet den Zweckbetrieb bis zu seiner Profitabiltät/Eigenständigkeit mit und will dann sein Geld zurück.

    Das kann ein entscheidender Mehrwert sein. Denn bisher sind die Investoren zu solchen „social business“ in der Regel „Agenten“ der Entwicklungszusammenarbeit (seien sie staatlich oder nicht-staatlich), denen die unternehmerische „Haltung“, das know-how und/oder Netzwerk zu erfolgreichen Unternehmungen manchmal fehlen. Was nicht heisst dass es nicht auch gelungene Beispiele der Gewerbeförderung aus der Entwicklungszusammenarbeit gäbe.
    (In die Grameen Bank sind auch sehr sehr viele Entwicklungshilfegelder geflossen, die nicht zurückbezahlt werden mussten.)

    Aber die Betätigung von Unternehmen als „social investors“ und ich sage mal auch coaches zur Gründung von „social business“ birgt große Chancen in sich. Denn Unternehmer zeichnen sich durch Pragmatismus, effiziente Netzwerke und Führungskapazitäten aus, die es in der Tat stärker zu nutzen gilt.

    Über „social business“ hinaus halte ich es aber für wichtig nicht aus den Augen zu verlieren global agierenden Unternehmen auch mehr „normal business with the poor“ zu ermöglichen und dahingehende Privatinvestitionen (risikobewusst) zu mobilisieren und Anreize zu schaffen.

    Einige Unternehmungen, die sich um ihr Lieferkettenmanagement ernsthaft kümmerten, haben sich erfreulich armutswirksam und profitabel herausgestellt. (Textilindustrie, nachhaltiger Kaffee, Gemüse für den lokalen Markt, Brennstoff-sparende Öfen, Recycling-Unternehmen, etc.).

    Problem ist in der Tat auch, dass viele Beispiele nur in der „Entwicklungs“hilfe“-community“ und nicht in der „business-community“ bekannt sind.

    Hierzu bedarf es mehr transparente, ideologiefreie Informationsquellen und communities, die einen effizienten Austausch ermöglichen. Ihr Blog könnte dazu ein Beitrag werden.

    Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für diesen Blog!

  2. Klasse Kommentar – ganz herzlichen Dank!!!


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